Heute hatten wir einen privaten Guide: Mohammed, ein älterer Herr, der sich vor vielen Jahren im Selbststudium Deutsch beigebracht hatte und sich sehr gut damit verständigen kann. Wir haben die Touristen-Hotspots ja schon “abgearbeitet” und wollten etwas sehen, wo nicht alle Touristen hinkommen – so zumindest der Plan …
Erste Station waren die Gerbereien am Ostrand der Medina. Wir bildeten uns doch tatsächlich ein, dass das etws sei, was andere Touris nicht im Programm haben … falsch gedacht … inzwischen ist uns klar, dass es in Marrakesch keinen Quadratzentimeter ohne Touris gibt … Aber zurück zu den Gerbereien:
Es waren ein paar andere Touris dort, auch mit Guides – ohne ist es nicht so ratsam, da für jedes Foto “bakschisch”, also Trinkgeld, erwartet wird und “führerlose” Touristen sicher das dreifache bezahlen. Trotzdem sollte man das gesehen haben – Lederprodukte werden wir zumindest in Zukunft mit einem etwas anderen Blick betrachten.
Die Arbeiter dort lösen die Haare mit ungelöschtem Kalk (gaaaanz gesund, vor allem für die Haut) von den Tierhäuten (Schaf, Ziege, Dromedar und etwas Rind), dann wird mit Wasser gespült – wohin das giftige Abwasser läuft wurde uns nicht offenbart. Es handelt sich hier um Familienbetriebe und alle männlichen Mitglieder helfen mit. Ein junger Mann war dabei, der zwar behauptete 18 Jahre alt zu sein, aber sicher keinen Tag älter als 14 war … kein Kommentar.
Der angekündigte Gestank (gegen den jeder Guide seine “Schäfchen” mit frischen Pfefferminzzweigen ausstattet) hielt sich in Grenzen, der Schmutz und der Zustand so manchen Arbeitsesels allerdings nicht und beim Betreten der dritten Gerberei gaben wir auf … genug!
Von den Gerbern ging es dann quer durch die Medina zu den Färbern, die in einem Hof Wolle und Stoffe mit reinen Naturmitteln färben (so wird zumindest behauptet) und dort zum Trocknen und zum Verkaufen aufhängen. Da heute Freitag ist und nicht alle arbeiten, bekamen wir vom Färbevorgang leider nichts zu sehen … ehrlich gesagt, sahen wir dort auch keine Farbbecken oder ähnliches, wir sind also nicht ganz so sicher, ob es sich da wirklich um den Ort der Arbeit handelt oder nur um einen “Touristenhof” für Show und Verkauf … Wir werden dort nochmals vorbeischauen und es herausfinden.
Die blaue Farbe entsteht übrigens durch Indigo, Rot durch Klatschmohn, Grün durch Minze und Gelb durch Safran – so informierte uns unser Guide.
Im Färberhof hatten wir auch eine “Berberbegegnung” – Harald wurde “eingewickelt”
Das Tuch haben wir aber nicht gekauft und damit den gesprächigen Herren ziemlich verärgert – sorry, aber wir können nicht den ganzen Souk aufkaufen …
Auf dem Rückweg durch Souks und einsame Seitengassen mit viel “silent architecture” (Häuser, denen man von Aussen gar nicht ansieht, was sich hinter den Mauern verbirgt und die dann natürlich auch innen entsprechend ruhig, weil abgeschottet, sind), begegneten uns wieder unzählige Fotomotive: Mohammed zeigt uns einige Handwerksbetriebe und vor allem die bunten Verkaufsstände und das fantastische Licht haben es uns angetan.
Für morgen haben wir noch keine konkreten Pläne, auf unserer “Liste” stehen aber noch einige Highlights (hoffentlich) – laßt euch überraschen.
A la prochaine!
P.S. Die schrecklichen abfotografierten Bilder der ersten Beiträge sind übrigens seit gestern ausgetauscht und können bewundert werden